Vortrag zum Kreuzauer SS-Arzt Dr. med. August Bender

Veröffentlicht: Freitag, 07. September 2018

Düren/Kreuzau/Vettweiß. Im Rahmen des Projekts „Das Schicksal von Dürenern im KZ Buchenwald“ setzen sich Mitglieder des Bertram-Wieland-Archiv für die Geschichte der Arbeiterbewegung e.V. und DGB-Gewerkschafter/innen mit den Biografien von NS-Verfolgten aus unserer Region auseinander. Der Blick soll aber auch auf die Täter gerichtet werden. Ein Vortrag von Nico Biermanns am 18. September 2018 setzt sich kritisch mit der Biografie des beliebten Landarztes August Bender auseinander, der in Vettweiß-Kelz praktizierte und als SS-Lagerarzt in Buchenwald an den Verbrechen des NS-Regimes beteiligt war.

Eine Veranstaltung des Bertram-Wieland-Archiv e.V. in Zusammenarbeit mit dem DGB Kreisverband Düren.

18. September 2018 um 19.00 Uhr im KOMM-Düren August - Klotz - Straße 21. Eintritt frei!

Dr. med. August Bender Landarzt, Lagerarzt im KZ Buchenwald Sturmbandführer a.D. - Kritische Anmerkungen zu Leben und Wirken eines Kreuzauer SS-Arztes


„Zusammenfassend erkläre ich, dass ich mich völlig schuldlos fühle.“ – Mit diesen Worten beteuert der Kreuzauer SS-Arzt und Sturmbannführer a. D. Dr. med. August Bender in einer staatsanwaltlichen Vernehmung seine totale Unschuld und bestreitet jegliche Mitwirkung und Mitwisserschaft an im Konzentrationslager Buchenwald bei Weimar verübten Verbrechen gegen die Menschlichkeit.
Klischeehafter könnte eine Unschuldsbeteuerung eines hochrangigen SS-Angehörigen kaum daherkommen. 1964, im Jahre der Vernehmung, war Bender bereits seit gut 15 Jahren praktizierender Landarzt in Kelz bei Vettweiß und hatte sich in der jungen, vergessen wollenden Bundesrepublik bestens eingerichtet: etwa 5.500 DM brutto im Monat, zwei Kraftfahrzeuge, Fabrikat Fiat 1500 und 1100, ein neues Haus, etwa 100.000 DM Bausumme, der Sohn studiert, die Tochter geht auf die Frauenfachschule. Deutsche Spießigkeit und heile Welt par excellence.

Doch wer genau war dieser August Bender, der im ländlichen Kelz der Nachkriegsjahre zu einer „Institution“ wurde? Der Vortrag versucht, über das Leben und Wirken Benders aufzuklären und hinterfragt dabei immer wieder auch kritisch die eigene Darstellung Benders in Selbstaufzeichnungen und -aussagen: Welche Aufgabe hatte Bender im Konzentrationslager Buchenwald? Was erfahren wir über seine Nachkriegsbiographie?

Der Referent: Nico Biermanns, 1993 geboren und in Düren-Birgel aufgewachsen, studiert Geschichte und Germanistik an der RWTH Aachen. In einem Forschungsseminar des Instituts für Geschichte, Theorie und Ethik der Medizin der Uniklinik der RWTH Aachen befasste er sich erstmalig mit dem SS-Arzt August Bender und recherchierte in verschiedenen Archiven umfangreiches Quellenmaterial. Im Rahmen seiner Masterarbeit erarbeitet er nun eine Biographie Benders.

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